Donnerstag, 4. Juni 2009

Öffentlicher Nahverkehr

Wenn man lange keine "Öffis" mehr gefahren ist, hat das schon was interessantes. Bahn fahre ich lieber als Bus, auf meinen Strecken zur Arbeit und zurück habe ich je nach Tageszeit manchmal beides. Heute und gestern waren es Busse, als ich von der Arbeit heim wollte, mit einmaligem Umsteigen. Der Fahrer des zweiten Busses winkte mich gestern merkwürdigerweise energisch durch, obwohl ich bezahlen wollte und der einzige Gast bis dahin war. Zwei Haltestellen weiter wusste ich, wieso er so nett war, mir kein Geld abzuknöpfen: Myriaden von großen und kleinen Schülern stürmten den Bus. Heute nahm ich wieder die gleiche Verbindung, wieder war ich der einzige Nicht-Schüler, und wieder winkte der nette Fahrer mich durch.

Diesmal waren aber die Schüler etwas gesprächiger. "Wen aus unserer Klasse hasst du?", "Wen magst du?", "Und in die Caro bist du verknallt!" - der kleine Bill Kaulitz neben mir musste Frage und Antwort stehen. Hinter mir saßen ältere: "Rauchen ist doof, aber Shisha ist cool!" So ging es weiter und weiter, ich musste unweigerlich daran denken, dass sich tatsächlich eigentlich gar nichts verändert hat. Und ich hatte recht, als ich vor 15 Jahren gesagt habe, ich werde die Schule nicht vermissen. Ich weiß z.B. ziemlich genau, wie es sich angefühlt hat, zur "nullten Stunde" um 7:10Uhr grundsätzlich zu spät in den dritten Stock gekeucht zu sein, oder in Geschichte gesagt zu kriegen, dass man ein Trottel ist und gefälligst das Fach nicht wählt für's mündliche Abi, da der Lehrer einen sonst durchfallen lassen wird.

Lustig an den Gesprächen heute fand ich auch, wie klein doch die Welt damals eigentlich war, in der "Sturm und Drang"-Zeit. Und es erinnerte mich an die unguten Erlebnisse meines Aufwachsens, die mit Institutionen wie Schule zu tun haben. Die Turnstunden, die ich besuchen sollte, irgendwann im Alter zwischen 3 und 7 Jahren - und die ich schon in diesem zarten Alter geschwänzt habe, als ich mal zu spät abgesetzt wurde (liegt bei uns in der Familie... *seufz*). Ich konnte da nicht mehr reingehen und hab mich versteckt, bis die Stunde vorbei war. Dann hatte ich ne Menge Angst, als ich im Kindergarten in die Vorschulgruppe gehen sollte. Ich wollte nicht wechseln, ich hab geheult und gebrüllt, wollte kein Schulkind werden. Mein erster Schultag, der dann doch kam... als ich alleine da stand und nicht wusste, welchen Beruf mein Vater hat. How embarrassing. Erfolgserlebnisse, weil ich Dank ausreichender Intelligenz (und ganz sicher nicht Fleiß) gute Noten hatte. Dann der Wechsel auf's Gymnasium in der Stadt, morgens fuhr nur alle Stunde ein Bus. Verpasste ich den ersten, kam ich eine Stunde zu spät zum Unterricht. Siehe Problem Turnstunde - zwei Hände reichen nicht, um aufzuzählen, wie oft ich zum Bus gerannt bin, wie oft ich meine Fahrkarte liegen gelassen habe zuhause, wie oft der Bus mich nicht mit in die Stadt genommen hat. Wie oft ich vor einer Klassentür gestanden habe, hinter der der Unterricht schon lange begonnen hatte. Nach zwei Jahren sind wir dann ins Stadtnähe gezogen und zumindest der Bus war nicht mehr Schuld, wenn ich nicht zum Unterricht erschien. ;)

Tja...

Die ganzen großen und kleinen Schüler heute, die so intensiv in ihrer noch recht kleinen Welt leben, die hab ich aber dann schließlich trotzdem bestaunt und irgendwie doch ein bisschen beneidet.

1 Kommentar:

Veronique, Dobby & Lynn hat gesagt…

ach... in erinnerungen schwelg. es gab gute und es gab auch schlechte zeiten, das stimmt... aber im rückblick war's doch irgendwie schön!...